Wie entwickelt sich der Hotelimmobilien-Markt?

Ist der Tiefpunkt am Hotel-Transaktionsmarkt überwunden? – Alexander Trobitz, Geschäftsführer und Head of Hotel Services von BNP Paribas Real Estate, bewertet die Lage und erklärt, welche Hotelimmobilien derzeit gefragt sind.
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Geschäftsführer und Head of Hotel Services von BNP Paribas Real Estate

Herr Trobitz, wie beurteilen Sie das erste Halbjahr 2024 auf Basis Ihres Hotel-Investment-Reports?

Im ersten Halbjahr ergaben die Hotel-Transaktionen ein Investmentvolumen von rund 545 Millionen Euro. Damit wurde der langjährige Durchschnitt zwar mit minus 58 Prozent einmal mehr deutlich verfehlt – der 10-Jahresdurchschitt lag hier bei 1,3 Milliarden Euro. Allerdings: Gegenüber dem schwachen Vorjahresresultat im zweiten Quartals 2023 schlägt das Quartal 2/2024 mit einem Plus von 40 Prozent zu Buche.

Gleichzeitig sind die Übernachtungszahlen der Hotels in Deutschland im ersten Halbjahres 2024 angestiegen und erreichten gemäß Statistischem Bundesamt – trotz eines Absinkens im Juni – 2,2 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. Dies gilt als neuer Höchstwert für ein erstes Tourismus-Halbjahr und übertrifft mit 223,2 Millionen Übernachtungen den bisherigen Rekordwert aus dem ersten Halbjahr 2019 um 0,4 Prozent.

Ja, und es gibt daher weiterhin Expansionsbestrebungen bei den Betreibern. Auch bei den Hotelinvestments zeigt sich ein positiver Trend hin zu einer weiteren Marktbelebung. Im direkten Vergleich zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2024 sehen wir, dass sich das Transaktionsgeschehen beschleunigt. Dabei ist das Investmentvolumen um knapp ein Drittel angestiegen und die Transaktionszahlen haben sich von April bis Juni auf rund 20 verdoppelt. Darüber hinaus wurden, anders als im Quartal 1/2024, im zweiten Quartal erstmals wieder Paketverkäufe registriert. Dennoch bewegt sich das Investmentvolumen fortlaufend auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als noch in den Vorjahren, was unter anderem an dem insgesamt gesunkenen Kaufpreisniveau und an den rückläufigen Fertigstellungszahlen im Hotelneubau liegt.

Wie sind die Transaktionen der letzten Monate einzuordnen?

Berlin belegt durch Großverkäufe, insbesondere des ‚Hotel de Rome‘ zu Jahresbeginn, mit 29 Prozent ein Drittel des Hotel-Investmentvolumens im ersten Halbjahr 2024. In den letzten 10 Jahren lag der Durchschnittswert in Berlin bei 18 Prozent. Und in den übrigen A-Standorten ist der Umsatz weiterhin sehr niedrig, sodass sich der Marktanteil in den Toplagen – trotz der Großtransaktion in Berlin – auf 47 Prozent beläuft. Der 10-Jahresdurchschnitt lag hier zuvor bei 55 Prozent.

Was wird zurzeit auf dem Hotelmarkt nachgefragt?

Das Core- und auch das Value-add-Segment sind zurzeit gefragt, auch Serviced Apartments sind weiterhin beliebt und haben sich als Assetklasse etabliert. Hinzu kommen betreiberfreie Hotelimmobilien sowie Häuser, die sich neu positionieren lassen. Auch die Ferienhotellerie in Deutschland ist attraktiv. Zwar hat sie nicht denselben Stellenwert wie in Südeuropa, dennoch wächst dieses Hotelsegment langsam, aber stetig. Dagegen haben es Core+-Objekte schwer, genauso wie Tagungshotels in Randlagen.

Was sind weitere Ergebnisse Ihres Hotel-Investment-Reports?

Die Größenklasse der Transaktionen liegt derzeit im Wesentlichen zwischen 50 und 100 Millionen Euro. Wie schon in den beiden vergangenen Jahren steht das durchschnittliche Volumen je Deal jedoch unverändert deutlich bei unter 20 Millionen Euro, was bezeichnend für den seit der Coronapandemie kleinteiligeren Markt ist. Interessant ist auch, dass der Marktanteil ausländischer Investoren zum Halbjahr 2024 auf einem überdurchschnittlichen Niveau von 54 Prozent lag – gegenüber zuvor 42 Prozent im 10-Jahresdurchschnitt.

Was erwarten Sie für das zweite Halbjahr 2024?

Im Zuge steigender Übernachtungszahlen, einer sich langsam aufhellenden konjunkturellen Situation, und mit der Aussicht auf günstigere Fremdkapitalkosten dürfte der Hotel-Investmentmarkt in der zweiten Jahreshälfte an Dynamik gewinnen. Damit dürfte das Investitionsvolumen wie im Vorjahr etwa 1,3 Milliarden Euro erreichen.