„Bau­fi­nan­zie­run­gen blei­ben auch 2021 güns­tig“ – Ausblick für Erwer­ber und Bau­her­ren

Ent­ge­gen aller Erwar­tun­gen sind die Zin­sen für Bau­fi­nan­zie­rung die­ses Jahr noch wei­ter gesun­ken, zum Teil auf Rekord­tiefs von unter 0,4 Pro­zent für 10-jäh­ri­ge Zins­bin­dun­gen. Wie geht es wei­ter?
Baustelle mit mehreren Kränen
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Bau­fi­nan­zie­run­gen blei­ben güns­tig. Für die­se Annah­me spricht vor allem, dass die EZB den Markt wei­ter­hin mit Geld flu­ten und damit die Anlei­he­kur­se oben hal­ten wird. Mög­lich sind leich­te Anstie­ge bei län­ge­ren Zins­bin­dun­gen. Wenn sich die Wirt­schaft gut erholt und eine stei­gen­de Infla­ti­on erwar­tet wird, könn­te der zur­zeit sehr gerin­ge Unter­schied zwi­schen lan­gen und kur­zen Lauf­zei­ten wie­der grö­ßer wer­den. In Sum­me wer­den wir aber wei­ter­hin nied­ri­ge Zin­sen sehen.

Minus­zin­sen bei Bau­fi­nan­zie­run­gen in 2021?

Bereits seit eini­ger Zeit wird spe­ku­liert, ob Ban­ken Bau­fi­nan­zie­run­gen bald mit einem Nega­tiv­zins anbie­ten. Sin­ken­de Zin­sen befeu­ern die­se Debat­te. Ein­zel­ne Pro­gram­me der staat­li­chen KfW haben über Til­gungs­zu­schüs­se bereits seit Jah­ren einen nega­ti­ven Effek­tiv­zins. Und die KfW möch­te Ban­ken nega­ti­ve Ein­stän­de anbie­ten – ver­bun­den mit einer Erwar­tungs­hal­tung, per­spek­ti­visch nega­ti­ve Soll­zin­sen an die End­kun­den wei­ter­zu­ge­ben. Aber: Kre­dit­in­sti­tu­te scheu­en sich. Und das liegt an den tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen. So klein das Minus­zei­chen ist, so groß ist der Auf­wand, die IT-Sys­te­me ent­spre­chend umzu­pro­gram­mie­ren. Ban­ken müss­ten Geld in die Umstel­lung inves­tie­ren. Zudem ist nicht abzu­se­hen, für wel­chen Zeit­raum das über­haupt nötig sein könn­te. Zu zwei­feln ist auch an der Not­wen­dig­keit: Solan­ge der Markt nicht dra­ma­tisch fällt, spielt es aus mei­ner Sicht kei­ne Rol­le, ob der Zins -0,1 oder +0,1 Pro­zent beträgt. Das Minus­zei­chen soll­te für nie­man­den aus­schlag­ge­bend sein, eine Bau­fi­nan­zie­rung abzu­schlie­ßen und der Zins ist der­zeit nicht der hin­dern­de Fak­tor bei einer Bau­fi­nan­zie­rung.

Immo­bi­li­en­prei­se: sin­ken oder stei­gen sie?

Selbst Coro­na hat kei­nen merk­lich dämp­fen­den Ein­fluss auf die Preis­ent­wick­lung, Wohn­ei­gen­tum bleibt sehr stark nach­ge­fragt. Vor allem in Bal­lungs­ge­bie­ten und wirt­schaft­lich grund­sätz­lich pro­spe­rie­ren­den Regio­nen müs­sen Käu­fer und Bau­her­ren auch in 2021 damit rech­nen, dass Immo­bi­li­en teu­rer wer­den. Das gilt auch in der Brei­te – die Prei­se sta­bi­li­sie­ren sich oder wach­sen, wo sie vor sechs bis acht Jah­ren noch gefal­len sind. Die durch die Pan­de­mie ver­än­der­ten Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen wer­den sich nach­hal­tig auf den Immo­bi­li­en­markt aus­wir­ken. Schon jetzt sehen wir, dass in den gro­ßen Bal­lungs­zen­tren die extrem star­ken Preis­stei­ge­run­gen ten­den­zi­ell leicht nach­las­sen, wäh­rend die Immo­bi­li­en­prei­se in den Rand­la­gen und so genann­ten B-Städ­ten stär­ker anzie­hen. Wer auch nach Coro­na die Mög­lich­keit hat, ver­mehrt im Home­of­fice zu arbei­ten, wird wei­te­re Wege zur Arbeits­stät­te in Kauf neh­men – und kann sich auf­grund gerin­ge­rer Immo­bi­li­en­prei­se im Umland eine grö­ße­re Immo­bi­lie leis­ten oder ein Haus mit Grund­stück.

Preis­ent­wick­lung von Immo­bi­li­en in 2021

In den letz­ten Jah­ren haben sich die Immo­bi­li­en­prei­se sehr dyna­misch ent­wi­ckelt. Fast über­all ist Wohn­ei­gen­tum teu­rer gewor­den – in vie­len Regio­nen sogar sehr viel teu­rer. Gleich­zei­tig ist der Bau­zins immer wei­ter gefal­len. Die sin­ken­de Zins­last hat die stei­gen­den Prei­se zum Teil auf­ge­fan­gen oder zumin­dest abge­fe­dert. Zumin­dest letz­te­res wird 2021 so nicht wei­ter­ge­hen. Auf lan­ge Sicht sta­gnie­ren die Zin­sen, ich sehe kein Poten­zi­al für Rück­gän­ge, wie wir sie in der Ver­gan­gen­heit hat­ten. Der Grund: Weil die Prei­se ten­den­zi­ell auch über das nächs­te Jahr hin­aus stei­gen, ver­schlech­tert sich der Erschwing­lich­keits­in­dex in den kom­men­den Jah­ren zuun­guns­ten poten­zi­el­ler Käu­fer. Den­noch sehe ich kei­nen Ein­bruch des Mark­tes, denn zum einen ist in der Bevöl­ke­rung viel Ver­mö­gen vor­han­den und vie­le Men­schen pro­fi­tier­ten von Erb­schaf­ten oder Schen­kun­gen bzw. zins­lo­sen Kre­di­ten von Ver­wand­ten. Zum ande­ren kann man heu­te von sehr viel mehr Mög­lich­kei­ten aus­ge­hen, den gesam­ten Kauf­preis zu finan­zie­ren, als noch vor ein paar Jah­ren. In vie­len Kon­stel­la­tio­nen brau­chen zukünf­ti­ge Eigen­tü­mer Eigen­ka­pi­tal ledig­lich für die Erwerbs­ne­ben­kos­ten – den Rest kön­nen sie finan­zie­ren. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, weil die Ban­ken hier­zu­lan­de bereits jetzt gründ­lich prü­fen, kon­ser­va­tiv kal­ku­lie­ren und soli­de Finan­zie­run­gen anbie­ten.

Erschwing­lich­keit von Wohn­ei­gen­tum über Grund­er­werbs­steu­er regeln

Über neue Geset­ze und Rege­lun­gen ver­sucht der Staat, Men­schen den Weg in die eige­nen vier Wän­de zu ebnen – zum Bei­spiel durch die geteil­te Mak­ler­cour­ta­ge und die Aus­wei­tung der Woh­nungs­bau­prä­mie. Maß­nah­men, die halb­her­zig sind, denn woll­te die Bun­des­re­gie­rung wirk­lich hel­fen und Alters­ar­mut durch Immo­bi­li­en­be­sitz bekämp­fen, könn­te sie Vie­les tun. Und zwar direkt – ohne in die Preis­po­li­tik einer Bran­che wie die der Mak­ler ein­zu­grei­fen. In Sum­me könn­te die gesplit­te­te Mak­ler­pro­vi­si­on zwar zu Ent­las­tun­gen für Käu­fer füh­ren, dies ist aber nur ein klei­ner Hebel. Auch das Bau­kin­der­geld ist als Stroh­feu­er ohne nach­hal­ti­gen Effekt zu bewer­ten, und mit der Woh­nungs­bau­prä­mie Geld für spä­ter zu spa­ren, ist nicht in jedem Fall die bes­te Anla­ge­form. Der größ­te Hebel ist und bleibt die Grund­er­werb­steu­er. Hier muss man anset­zen, wenn der Erwerb von Wohn­ei­gen­tum erschwing­lich sein soll. Eine Gegen­fi­nan­zie­rung der jähr­lich über 15 Mil­li­ar­den Euro Grund­er­werb­steu­er­ein­nah­men der Län­der durch den Bund wäre mach­bar. Das wür­de die Käu­fer immens ent­las­ten und auch den Markt bele­ben – denn dann wären wie in vie­len Nach­bar­län­dern häu­fi­ge Immo­bi­li­en­wech­sel nicht mehr mit dem Ver­lust hoher Sum­men für die Neben­kos­ten ver­bun­den.