Im Taut Saal des Deut­schen Archi­tek­tur Zen­trums (DAZ) fand am 26. Novem­ber 2018 das Sym­po­si­um „Quo vadis Woh­nungs­bau in Ber­lin“ mit rund 150 Gäs­ten aus Poli­tik, Ver­wal­tung, Bau- und Immo­bi­li­en­wirt­schaft statt. Initi­iert hat­ten dies die sechs lan­des­ei­ge­nen Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten dege­wo, HOWO­GE, Gewo­bag, GES­O­BAU, STADT UND LAND so-wie WBM, die auf Basis einer von ihnen beauf­trag­ten Stu­die zur Dis­kus­si­on aktu­el­ler und künf­ti­ger Her­aus­for­de­run­gen im Woh­nungs­bau ein­lu­den. Bis 2021 soll der kom­mu­na­le Woh­nungs­be­stand um 30.000 Neu­bau­woh­nun­gen erwei­tert wer­den, bis 2026 soll sich der Gesamt­be­stand in lan­des­eig­ner Hand auf 400.000 Woh­nun­gen erhö­hen. Knap­pe Kapa­zi­tä­ten, stei­gen­de Kos­ten und Ver­zö­ge­run­gen im Bau­pro­zess ste­hen die­sen Zie­len jedoch ent­ge­gen. Die kon­zen­trier­te Atmo­sphä­re zeig­te, wie sehr das The­ma die unter­schied­li­chen Betei­lig­ten bewegt. In dem voll besetz­ten Saal kreis­ten die Vor­trä­ge und Dis­kus­sio­nen um die aktu­el­len Kern­the­men der Bau­wirt­schaft wie Fach­kräf­te­man­gel, stei­gen­de Per­so­nal- und Mate­ri­al­kos­ten, kom­ple­xer wer­den­de Bau­pro­zes­se sowie lang­wie­ri­ge Aus­schrei­bungs- und Geneh­mi-gungs­ver­fah­ren.

In sei­nem Auf­takt­vor­trag for­mu­lier­te Herr Prof. Dr. Micha­el Voigt­län­der vom Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft in Köln eine Grund­vor­aus­set­zung für ein gedeih­li­ches und erfolg­rei­ches Wachs­tum der Stadt: Hal­tung, geprägt vom Wol­len und der Fähig­keit zur Umset­zung von Zie­len.

Die vor­ge­stell­te Stu­die, die von bul­wi­en­ge­sa in Koope­ra­ti­on mit Drees & Som­mer durch­ge­führt wur­de, ana­ly­siert auf Basis einer Befra­gung von Markt­teil­neh­mern der Bau- und Immo-bili­en­wirt­schaft, wel­che Fak­to­ren eine zügi­ge und preis­wer­te Erstel­lung von Neu­bau­ten und damit erschwing­li­chen Wohn­raum in den Städ­ten ver­hin­dern. Das Ziel, 200.000 neue Wohn­ein­hei­ten in Ber­lin bis 2030 zu schaf­fen, wird in der Stu­die als „mög­li­cher­wei­se gefähr­det“ ein­ge­stuft, da die Hür­den bis dahin wei­ter anwach­sen. Die vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men, um die Kapa­zi­tä­ten im Bau­pro­zess zu erhö­hen, wer­den erst mit­tel­fris­tig grei­fen. Zu den Lösungs­an­sät­zen der Stu­die, die von den Betei­lig­ten inten­siv dis­ku­tiert wur­de, zäh­len: schlan­ke öffent­li­che Aus­schrei­bun­gen und Ent­schei­dungs­pro­zes­se, eine Ver­ste­ti­gung des Lan­des­bau­vo­lu­mens und eine Beschleu­ni­gung und Fixie­rung der Bau­ge­neh­mi­gungs­dau­er. Im Bau­pro­zess wird mehr modu­la­res oder seri­el­les Bau­en gefor­dert sowie eine grund­le-gen­de Infor­ma­ti­ons­kon­ti­nui­tät und dadurch redu­zier­te Schnitt­stel­len­ver­lus­te durch digi­ta­le Ver­fah­ren wie BIM.

Staats­se­kre­tär Sebas­ti­an Scheel nahm zu den Lösungs­an­sät­zen in der Poli­tik Stel­lung: „Wir arbei­ten bereits an elek­tro­ni­schen B-Plä­nen, um Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren zu ver­ein­fa­chen.“

Dar­über hin­aus sei von der Senats­ver­wal­tung eine Clea­ring­stel­le für sto­cken­de Pro­zes­se ein­ge­rich­tet wor­den. Für die Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten stellt sich außer­dem das Pro­blem, nach 20 Jah­ren ohne grö­ße­re Bau­tä­tig­keit die Bau- und Pla­nungs­ka­pa­zi­tä­ten intern wie­der­auf­zu­bau­en. Um mehr Ange­bo­te aus Aus­schrei­bungs­ver­fah­ren zu gene­rie­ren und Kapa­zi­tä­ten für die wei­te­re Bau­tä­tig­keit sicher­zu­stel­len, kön­nen sich Unter­neh­men bei den lan­des­ei­ge­nen Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten inzwi­schen präqua­li­fi­zie­ren. Damit ver­rin­gert sich der Auf­wand von Aus­schrei­bun­gen ins­be­son­de­re für klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men und nach­hal­ti­ge Part­ner­schaf­ten wer­den gestärkt.

Sne­zana Michae­lis, Vor­stands­mit­glied der Gewo­bag, for­mu­liert die Her­aus­for­de­run­gen der Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten: „Die edels­te Auf­ga­be des Bau­herrn besteht dar­in zu sagen, was er will – und das ist auch die anspruchs­volls­te. Es gilt, die Pla­nung von Anfang an bau­teil­spe­zi­fisch durch­zu­de­kli­nie­ren und Stan­dards für das Bau­en für die lang­fris­ti­ge Bewirt-schaf­tung im eige­nen Bestand zu set­zen.“ Als gelun­ge­nes Bei­spiel nennt sie die im Bau befind­li­che Gewo­bag-Quar­tier­s­ent­wick­lung WATER­KANT in Span­dau, bei der bei­spiels­wei­se die Typi­sie­rung der Häu­ser in der Auf­ga­ben­stel­lung fest ver­an­kert ist.

In der Abschluss­dis­kus­si­on beton­te Ste­fa­nie Frensch (Geschäfts­füh­re­rin HOWO­GE) noch einen wei­te­ren Aspekt: „Ent­schei­dend in Ver­bin­dung mit dem Pla­nungs- und Bau­recht sind auch die The­men Akzep­tanz und Par­ti­zi­pa­ti­on.“ Als wesent­li­che Grund­la­ge für effek­ti­ve Par­ti­zi­pa­ti­ons­ver­fah­ren sieht sie eine enge Zusam­men­ar­beit mit der Poli­tik. Mit der Ver­ein­ba­rung von Spiel­re­geln und Rah­men­be­din­gun­gen wer­den Maß­stä­be gesetzt, die neben den berech­tig­ten Inter­es­sen der direk­ten Anwoh­ner auch die über­ge­ord­ne­te­ren Auf­ga­ben der wach­sen­den Stadt berück­sich­ti­gen.