Ab dem 1. Januar 2025 werden neue EU-Richtlinien verbindlich, die in Deutschland über das GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz) in Kraft treten. Danach sollen Immobilieneigentümer mehr als bislang dazu verpflichtet werden, Ladepunkte für Elektrofahrzeuge gemäß der jeweiligen Stellplatzverordnung bereitzustellen. Die geplanten Änderungen des GEIG gelten für gewerbliche Neubauten oder bei größeren Renovierungen von mehr als 25 Prozent der Oberfläche der Gebäudehülle, wenn mehr als sechs Parkplätze zum Objekt gehören. Mindestens ein Ladepunkt ist für fünf Stellplätze zu errichten, bei Büroimmobilien für jeden zweiten Stellplatz. Nichtwohngebäude im Bestand mit mehr als 20 Parkplätzen benötigen bis 2027 einen Ladepunkt für je zehn Stellplätze. Grundsätzlich sind mindestens 50 Prozent Vorverkabelung einzubauen.
In etlichen Bundesländern verlangt darüber hinaus seit 2022 und 2023 das Landesbaurecht über die Solarpflicht, dass etwa bei Neubauten oder Dachsanierungen gewerblicher Immobilien die Parkplätze mit Photovoltaik überdacht werden, so in Rheinland-Pfalz und Hessen (ab 50 Stellplätze), Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (ab 35) sowie Schleswig-Holstein (ab 100). Weitere Bundesländer planen, eine solche Verpflichtung einzuführen.
Befragung zum Ausbau der Ladeinfrastruktur
Eine Stichprobenbefragung ergab, dass sich viele Unternehmen derzeit intensiv mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur befassen. Von 60 angeschriebenen Kontakten antworteten rund 30, darunter Projektentwickler, Bauunternehmen und Planungsbüros, Immobilienberatungen, gewerbliche wie öffentliche Betreiber und Eigennutzer. Im Fokus der Befragung standen gewerbliche und landeseigene Immobilien. Drei zentrale Fragen sollten klären, inwiefern der Ausbau von Ladeinfrastruktur für die Unternehmen eine Rolle spielt, ob aktuell oder künftig an größeren Projekten gearbeitet wird und ob neue Konzepte für eine PV-Überdachung, etwa als Carportlösung, realisiert werden.
„E-Mobilität ist ein äußerst wichtiges Thema für uns“, so Nils Micheel, Senior Director von A&T Occupier bei CBRE. „Wir beraten beispielsweise bei Projektentwicklungen oder unterstützen Bestandshalter dabei, ihre Portfolios sinnvoll und effizient mit E-Ladeinfrastruktur nachzurüsten. Der Beratungsbedarf ist hoch.“ Eine Sprecherin des Logistikunternehmens Kühne+Nagel Deutschland erklärt: „Wir planen, unsere bereits bestehende LKW- und PKW-Ladeinfrastruktur möglichst schnell zu erweitern.“ Dabei werde Photovoltaik derzeit vor allem bei den PKW-Parkplätzen eingesetzt.
Chancen von PV-Nutzung im Parkraumbetrieb
Beim Ladesäulenausbau mit und ohne Photovoltaik ging es quer durch die Branchen und Dienstleistungsbereiche darum, hohe Nachhaltigkeitsstandards, Kundenwünsche, ESG-Kriterien und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Hinzu kommt: „Große Vorteile bieten sich für Betreiber und Eigentümer, wenn Solarenergie effektiv für den Gebäude- und Parkraumbetrieb genutzt werden kann“, erläutert Sven Endris, Geschäftsführer von Wi Solar und Experte für Hochbau und Ladeinfrastruktur.
Stephan Opitz, Geschäfts- und Bereichsleiter von Contipark, einem Entwickler und Betreiber von 570 Parkeinrichtungen in Deutschland und Österreich, erklärt: „In Zukunft werden wir den Einsatz von PV-Anlagen intensiver verfolgen. Wir können so selbst Strom für unsere Parkhäuser produzieren, nachhaltig Kosten senken und sogar ins Netz einspeisen.“ Speziell zur PV-Überdachung von Parkplätzen ergänzt Endris, dass diese nicht nur Schutz vor Witterungseinflüssen durch Hitze und Kälte biete, sondern auch versicherungstechnisch von Bedeutung sei, da zunehmend Überdachungsauflagen für Kfz gegen Hageleinschlag eingeführt würden.
PV-Überdachung für die Ladeinfrastruktur
Die Vorteile der Ladeinfrastruktur lagen für Betreiber und Firmen vor allem bei der Kunden- und Mitarbeiterbindung. Problematisch waren für Projektentwickler wie private und öffentliche Betreiber hingegen die teils fehlenden Netzkapazitäten, die am Standort keine Einspeisung von überschüssigem PV-Strom erlauben. Bei der PV-Überdachung wurden die zusätzlichen Kosten für die Baukonstruktion und den Batteriespeicher genannt. „Es ist zwar richtig, dass die bauliche Konstruktionen sich – anders als die verbauten technischen Anlagen – nicht im klassischen Sinne amortisieren. Dies wird jedoch meist durch einen kosteneffizienten Betrieb und den daraus entstehenden, langfristigen Mehrwert für Mitarbeiter und Kunden kompensiert.“ Ein Batteriespeicher sei dabei nicht zwingend erforderlich, wenn mit einem Energiemix gearbeitet werde. Ein zum Standort passendes Versorgungskonzept mit Lastmanagement könne, so Endris, mögliche Über- oder Unterkapazitäten sehr gut regulieren.
Lösungen zur PV-Überdachung
Zur PV-Nutzung für die Ladeinfrastruktur gibt es verschiedene Lösungsansätze: von Parkhäusern mit PV-Fassaden bis zu Hallen-, Parkhaus- und Carport-Überdachungen. „Die Konzepte für PV entwickeln sich stetig weiter“, so Marcus Eggers, Geschäftsführer von IPH Centermanagement. „Wir betrachten für die ESG-Strategie unserer Kunden stets standortindividuell, welche Optionen sich für das jeweiligen Objekt anbieten.“
„Es braucht preisgünstige, flexible und flächeneffiziente Lösungen. Dafür eignet sich bei größeren Parkplätzen ab 35 oder 50 Stellplätzen besonders die Modulbauweise“, so Sven Endris, der ein variables Carport-System mit Solarüberdachung entwickelt hat. „Über die Modulproduktion lassen sich die Herstellungskosten der baulichen Konstruktion deutlich senken. Zeit- und kostensparend ist es auch, wenn der Anbieter alle erforderlichen Leistungen übernimmt, von der Baugenehmigung über die Wirtschaftlichkeitsberechnung, die Koordination und Errichtung bis zu den Gewährleistungen und dem Betrieb der Anlagen, inklusive Energiemanagement und Wartung.“ Oft seien gerade die Gewährleistungen nicht integriert. Über ein großes Angebot an Solar-Carports für Mitarbeiter verfügt derzeit schon der Technologiekonzern Bosch, der ein solches Konzept an mehreren Standorten mit bis zu 750 Stellplätzen realisiert hat.
Fazit: Die Parkplatz-Photovoltaik (PPV) befindet sich noch in den Anfängen. Doch politische Weichenstellungen beschleunigen diese Entwicklung mit neuen Vorgaben und geplanten Förderungen. Insofern wird es darauf ankommen, die Chancen der Ladeinfrastruktur, die neuen Parkraumkonzepte und die gebotenen Förderprogramme bestmöglich für das nächste Ausbau-, Sanierungs- oder Bauprojekt zu nutzen.