Modu­lar und ele­men­tiert – Metho­den im seri­el­len Woh­nungs­bau

Klar definierte Ausstattungsstandards sind relevante Instrumente zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE setzt insbesondere auf den Ansatz des seriellen Planens und Bauens – und realisiert Neubauten fast nur noch seriell.
Urbaner Holzbau
©HOWOGE/Klaus Dom­brow­sky
erstes Projekt in nachhaltiger Holz-Hybridbauweise: hier werden vorgefertigte Holzelemente mit Stahlbetonfertigteilen für die Decken und den Treppenhauskern kombiniert.

Die Frage, mit welchen Mitteln bezahlbarer Wohnraum mit hohem städtebaulichen Anspruch in kurzer Zeit geschaffen werden kann, beschäftigt derzeit in allen Metropolen politische Entscheider, Investoren und die Öffentlichkeit. Und vor allem die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften.  Die Pressesprecherin der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft, Sabine Pentrop, im Inter­view:

Inwieweit nutzen Sie die Ansätze der Modul- oder Serienbauweise? 

Serielles Planen und elementiertes Bauen – wir setzen derzeit fast alle unseren Neubauprojekten mit vorgefertigten Bauelementen wie z. B. Stahlbeton-Decken und -Wänden im Rohbau oder in Holztafelbauweise um. Erst im Frühjahr dieses Jahres haben wir mit dem Urbanen Holzbau unser erstes Projekt in nachhaltiger Holz-Hybridbauweise realisiert. Hier werden vorgefertigte Holzelemente mit Stahlbetonfertigteilen für die Decken und den Treppenhauskern kombiniert.

Was sind die Vorteile aus Ihrer Sicht?

Durch das serielle Bauen wird die Planungsphase gestrafft, aufwendige Änderungen während der Bauphase werden vermieden und die Bauzeit verkürzt. Diese Strategie optimiert die Projektentwicklung und senkt die Kosten. Hinzu kommen die hohe Ausführungsqualität der vorgefertigten Bauteile, deren leichtere Montage und damit eine gewisse Unabhängigkeit von Baustellenrisiken wie z. B. Wetter, die Reduzierung der Lärmemissionen, die Automatisierung der Fertigungsprozesse sowie eine frühzeitige Abstimmung der Prozessbeteiligten im Hinblick auf Präzision, Abläufe, Qualität. 

Welche Nachteile sehen Sie und bei welchen Projekten würden Sie davon absehen?

Die Nachteile liegen beispielsweise im erhöhten Lagerflächenbedarf im Werk, in der Abhängigkeit vom Straßentransport großformatiger Elemente und in der Gefahr von Monotonie bei großem Wiederholungsfaktor. Außerdem könnten sich Marktengpässe bei großer Nachfrage, vor allem bei komplexen Bauteilen, ergeben.

Mit welchen Systemen des seriellen Bauens arbeiten Sie?

Wir setzen als Ergänzung zum seriellen elementierten Bauen vermehrt auf die modulare Bauweise. Diese Raummodule können einen Vorfertigungsgrad von bis zu 95 Prozent haben. Beinahe fertige Räume mit Bodenbelag, Fußbodenheizung, kompletter Elektroverkabelung und Schaltern sowie fertiger Fassade mit Fenstern und Türen werden auf die Baustelle gebracht und dort zu mehrgeschossigen Gebäuden gestapelt. Modular bauen kann aber auch lediglich den Einbau vorgefertigter Badzellen umfassen, die vollständig mit Sanitärobjekten, Fliesen und Sanitärleitungen als Modul in den Rohbau eingebracht werden. Mittelfristig ist es unser Ziel, verschiedene Module von der Bauindustrie herstellen zu lassen. Elementiertes Bauen – das Planen und Bauen mit vorgefertigten Bauelementen wie z. B. Stahlbeton-Decken und -Wänden im Rohbau oder in Holztafelbauweise, aber auch mit vorgefertigten Vorwandinstallationen in Bädern präferieren wir bei Planern und bauausführenden Firmen bei fast jedem Projekt.


Sie arbeiten bei der Projektrealisierung mit feststehenden Vorgaben, über die Sie eine stringente Umsetzung im Kostenrahmen sicherstellen wollen?

Ja, das Wohnungsbewertungssystem stellt alle Fakten transparent dar und gibt den Planern einen klar umrissenen Spielraum vor. Das System als Ganzes sollte aber flexibel bleiben, um auch in schwierigen städtebaulichen Kontexten gute Architektur und gute Wohnungen generieren zu können. Gleichzeitig arbeiten wir mit wiederkehrenden Planungsparametern, etwa den immer gleichen Anforderungen an Bäder oder Grundrisse, mit gleicher Ausstattung oder gleichen Anforderungen an Barrierearmut.


Wie viel Zeit konnten Sie durch diese Bauweise schon einsparen?

Das ist immer vom Umfang und der Art des Projektes abhängig. Am Hagenower Ring in Hohenschönhausen z. B. entstand innerhalb von neun Monaten Bauzeit ein modulares Wohngebäude für 300 geflüchtete Menschen.


Welche Kosteneinsparungen können heute schon durch modulares Bauen erzielt werden? Die Modulherstellung ist zunächst ja recht teuer.

Ja, bislang ist das noch so. Wir versuchen über Skaleneffekte, also durch immer wiederkehrende Elemente und Module, mittelfristig Preisreduktionen zu generieren.


Was bedeutet eine solche Bauweise für den Statiker oder den TGA-Planer?

Für Fachplaner ist zu beachten, dass viele Funktionen bereits mit den Modulen, teilweise auch den Serienbauteilen, mitgeliefert werden. Derzeit im Bau befindet sich das Projekt Ohlauer Straße in Berlin-Kreuzberg. Die Tragstruktur ist hier als vollständig vorgefertigte Fertigteilkonstruktion geplant. Als Außenwände kommen Sandwichelemente mit der innenliegenden Tragwand, der bereits werkseitig aufgebrachten Dämmung und Fassadenaußenhaut zum Einsatz. Die in Querrichtung verlaufenden Trennwände zwischen den Wohnungseinheiten werden als Fertigteil mit allen schon eingebauten Leitungen aus massivem Beton hergestellt.

Bei der Auswahl der Module – worauf ist zu achten?

Bei den Modulen gibt es eine enorme Auswahl, es handelt sich teils um komplette Räume, die mitunter sehr kreativ zusammengesetzt sind bzw. komplett möbliert geliefert werden. Hier sollte auf eine sehr engmaschige Qualitätskontrolle geachtet werden.


Welche Effekte hat diese Bauweise im Betrieb der Immobilie?

Für die HOWOGE, die Wohnungen über Jahrzehnte in ihrem Bestand hält, haben solche Module noch einen weiteren Vorteil: Wartung und Reparaturen vereinfachen sich, wenn beispielsweise in einem Fertigbad eine auch in 20 Jahren gut dokumentierte und standardisierte  Ausstattung vom Wasserhahn  bis zur Fliese vorliegt.

Beispiele: