Mehr Tem­po durch Typen­ge­neh­mi­gun­gen im seri­el­len Woh­nungs­bau?

Typen­ge­neh­mi­gun­gen könn­ten die Rea­li­sie­rung von neu­em Wohn­raum deut­lich vor­an­trei­ben. Denn durch einen stan­dar­di­sier­ten und bau­recht­lich geneh­mig­ten Gebäu­de­typ wür­de laut GdW das schnel­le seri­el­le Bau­en gestärkt – ein gro­ßer Vor­teil auch wegen der lang­wie­ri­ge­ren Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren.
Dipl.-Ing. Fabi­an Vieh­rig
©GdW
Lei­ter Bau­en und Tech­nik beim GdW Bun­des­ver­band deut­scher Woh­­nungs- und Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men e. V.

Außer­dem kön­ne der Ska­lie­rungs­ef­fekt durch eine mehr­jäh­rig gel­ten­de „Bau­ge­neh­mi­gung“ für einen Objekt­typ dazu bei­tra­gen, beson­ders kos­ten­ef­fi­zi­ent zu bau­en. Alles plau­si­bel. Trotz­dem sind Typen­ge­neh­mi­gun­gen bis­lang kei­nes­wegs Stan­dard im seri­el­len Bau­en. Inter­view mit Dipl.-Ing. Fabi­an Vieh­rig, Lei­ter Bau­en und Tech­nik beim GdW Bun­des­ver­band deut­scher Woh­nungs- und Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men e. V.:

Herr Vieh­rig, war­um spie­len Typen­ge­neh­mi­gun­gen für den seri­el­len Woh­nungs­bau eine so wich­ti­ge Rol­le?

Weil sie das Bau­ge­sche­hen maxi­mal beschleu­ni­gen. Die Geneh­mi­gungs­pha­se, die nicht sel­ten viel Zeit bean­sprucht, wird hier stark abge­kürzt. Bei einem aktu­el­len Pro­jekt lag das Tem­po der Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­pha­se für ein seri­ell erstell­tes Gebäu­de bei ca. neun Mona­ten, mit der Typen­ge­neh­mi­gung lie­ße sich die­ser Vor­gang auf ca. sechs Mona­te redu­zie­ren. Die Gesamt­bau­zeit für einen anspruchs­vol­len Woh­nungs­bau in modu­la­rer oder seri­el­ler Bau­wei­se lie­ße sich also um drei Mona­te ver­kür­zen – ange­sichts der gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen im Woh­nungs­bau wäre das eine gro­ße Chan­ce.

Wie steht es zur­zeit um den GdW-Rah­men­ver­trag für seri­el­len und modu­la­ren Woh­nungs­bau, der dem Bau­herrn eine schnel­le, siche­re und qua­li­tät­vol­le Rea­li­sie­rung erleich­tern soll?

Noch vor Coro­na-Zeit schien das The­ma rich­tig steil berg­auf zu gehen. Es gab bereits vie­le geneh­mig­te Pro­jek­te bzw. sol­che, die einen Zuschlag erhal­ten hat­ten, auch in Ber­lin. Die Anbie­ter waren bereits beauf­tragt. Dann kam die Unsi­cher­heit durch die Coro­na-Kri­se und eini­ge Pro­jek­te in der Früh­pha­se wur­den noch ein­mal „auf Eis“ gelegt. Eini­ge der Pro­jek­te sind den­noch in Arbeit. Etwa 1.000 Wohn­ein­hei­ten wer­den zur­zeit deutsch­land­weit mit GdW-Rah­men­ver­ein­ba­rung rea­li­siert. In Nord­hau­sen sind bei­spiels­wei­se zwei Gebäu­de mit Gold­beck ange­lau­fen, ein wei­te­res in Hil­des­heim. Aber ins­ge­samt ist die Ent­wick­lung auf­grund der unge­wöhn­li­chen Umstän­de vor­erst etwas gebremst.

Wie kom­men wir denn zu mehr Woh­nungs­bau? Feh­len die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen in den Mus­ter­bau­ver­ord­nun­gen der Län­der?

Nein, das ist nicht mehr das Pro­blem. Fast alle Bun­des­län­der haben inzwi­schen Typen­ge­neh­mi­gun­gen für Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser in ihrer Mus­ter­bau­ord­nung ein­ge­führt. Aber bis­lang hat noch kein Anbie­ter eine Typen­bau­ge­neh­mi­gung bean­tragt.

Wes­halb wer­den die Typen­ge­neh­mi­gun­gen gar nicht erst bean­tragt?

Die Anbie­ter trau­en sich bis­her aus ver­schie­de­nen Grün­den nicht recht an die Typen­ge­neh­mi­gung her­an. Es fehlt an prak­ti­schen Bei­spie­len. Man­che haben eine Typen­sta­tik ent­wi­ckelt, scheu­en aber vor den Kos­ten eines Geneh­mi­gungs­ver­fah­rens zurück. Ein sol­ches setzt sich ja nur zum Teil aus Geneh­mi­gungs­ge­büh­ren zusam­men, ent­schei­dend sind die mög­li­cher­wei­se viel­fa­chen Pla­nungs­kos­ten. Vor allem han­delt es sich um ein Ver­fah­ren, das für den Mehr­fa­mi­li­en­haus­bau bis­her nicht genutzt wur­de. Inso­fern fehlt die Übung. Das macht es zur­zeit schwie­rig. Dau­er­haft wird sich die Typen­ge­neh­mi­gung mög­lich­wei­se loh­nen, zumal erst nach ca. fünf Jah­ren ein neu­er Nach­weis ein­ge­holt wer­den muss.

Das heißt, die Typen­ge­neh­mi­gun­gen haben für den seri­el­len Woh­nungs­bau ein gro­ßes Poten­zi­al – es fehlt nur noch dar­an, dass einer den Anfang macht?

Ja, wenn der Rah­men­ver­trag wie­der stär­ker greift – und das wird er, da der Bedarf im Woh­nungs­bau dau­er­haft vor­han­den ist – dann gehe ich davon aus, dass jemand den Schritt wagen wird. Über kurz oder lang wer­den Anbie­ter und Bau­her­ren von den Typen­ge­neh­mi­gun­gen pro­fi­tie­ren.