Real Estate Arena: “Man spürt den Umbruch“

Am 25. und 26. Mai 2023 fand in Hannover zum zweiten Mal die Fachmesse "Real Estate Arena" statt. Angesichts Inflation, Zinsanstieg, Finanzierungsschwierigkeiten, Regulierung und hohen Baukosten war der Bedarf zum Austausch sichtbar groß.
@ Deutsche Messe

Die neue Messe richtet sich an die mittelständische Bau- und Immobilienwirtschaft mit besonderem Fokus auf B- und C-Standorte bundesweit. 275 Aussteller präsentierten sich – und damit 40 % mehr als bei der Messe-Premiere im Jahr 2022. Mit 4.850 Besuchern registrierten die Veranstalter einen Zuwachs von rund 60 %. Eine Besonderheit der Real Estate Arena ist, dass branchennahe Dienstleister aus Planung, Herstellung, IT, Gebäudetechnik und Vermarktung die Veranstaltung maßgeblich mitgestalten. Das Konzept, “alle Beteiligten der Wertschöpfungskette zusammenzubringen“, sei „voll aufgegangen“, so Hartwig von Saß, Projektleiter Deutsche Messe. In zahlreichen Vorträgen auf 75 Fachforen ging es um aktuelle Herausforderungen des Marktes wie Nachhaltigkeit, Ökonomie, Bautechnik, Digitalisierung und Personalmanagement. Große Sorgen bereiten vielen die „politischen Rahmenbedingungen“ – etwa beim erneut verschärften Gebäudeenergiegesetz – die sowohl das Wirtschaften als auch eine langfristige Projekt- oder Unternehmensplanung unmöglich machten.

Gute Auftragslage –  zu wenig Fachpersonal

„Die Messe ist sehr belebt, aber deutlich konzentrierter als die Expo Real. Kooperationsmöglichkeiten und fachlicher Austausch stehen hier eher im Vordergrund als die Konkurrenz der Anbieter“, fasst Stefan Buhl, geschäftsführender Gesellschafter der Krasemann Immobilien Gruppe aus Hannover, zusammen. Wichtigstes Geschäftsfeld sei für ihn derzeit die nachhaltige Gebäudesanierung. „Da wir mit unserem breiten Dienstleistungsspektrum von Projektentwicklung, Asset Management, Immobilienverwaltung bis zu Gebäudesanierungen Lösungen anzubieten haben, konnten wir besonders viele interessante Gespräche führen. Entscheidend ist aber aktuell nicht die Akquise – unsere Auftragsbücher sind voll – sondern die Gewinnung von Fachpersonal. Wir können derzeit nicht in dem Maße expandieren, wie wir es anstreben, obwohl wir durch unseren starken Fokus auf New Work und unsere Arbeitgeberwerte in den letzten Jahren bereits enorm gewachsen sind.“

Projekte und Finanzierungen in der Planung

Die Geiger Gruppe aus Bayern ist bereits zum zweiten Mal als Aussteller auf der Hannover-Messe. Mit seriellem Holzmodulbau kam Mario Reisacher, Geschäftsführer der Holzsystembau Wangen, vorrangig mit Investoren aus den Bereichen Wohn- und Pflege-Immobilien in Kontakt. Die meisten Projekte befänden sich in der frühen Planungsphase, da zurzeit kaum neue Bauvorhaben begonnen würden. Insofern seien die Gespräche eher langfristig ausgerichtet gewesen, mit Perspektive auf die nächsten zwei bis drei Jahre.

Neuwirth Finance mit Hauptsitz in Starnberg ist Spezialist für Immobilienfinanzierungen. Zu Analyse und Strukturierung gehört auch die Auswahl der passenden Kapitalgeber wie Banken, Fondsgesellschaften oder Family-Offices, zu denen die Firma enge Beziehungen unterhält. Geschäftsführer Kurt Neuwirth gefällt an der Messe – neben dem direkten Kontakt zu regionalen Geschäftspartnern – der „unprätentiöse Austausch“ mit anderen Marktteilnehmern. Zu seinem Vortragsthema „Quo Vadis Zinsen – welchen Weg nimmt die EZB?“ sei er vielfach angesprochen worden. Spezialgebiet von Neuwirth ist die Zinsanalyse, über die er Zinstrendwenden bis zu 12 Monate im Voraus mit einem Frühindikator bestimmen kann. Dadurch lassen sich, so Neuwirth, Finanzierungen mit einem variablen Zins kostenoptimierend steuern und rechtzeitig absichern. Derzeit rechnet er damit, dass die Zinsen bereits ab Oktober 2023 wieder abfallen.

Netzwerken in Zeiten des Umbruchs

Ebenfalls aus Bayern stammt die W&N Immobilien-Gruppe, die zum zweiten Mal als Projektentwickler und Vertriebsgesellschaft für Wohn-, Hotel- und Ferienimmobilien vertreten ist. W&N projektiert an aufstrebenden Standorten in Bayern, Berlin und an der Ostsee: „Man spürt, dass die Branche im Umbruch ist, nicht nur, weil es wirtschaftlich schwieriger geworden ist, sondern weil man hier ‚hautnah‘ die neuen Geschäftsstrategien, Arbeitsweisen und Technologien erlebt. Man spricht auch offener miteinander als üblich. Letztlich ist für alle wichtig, sich weiterzuentwickeln und am Puls der Zeit zu sein“, so Jens Wilden, Leiter Unternehmenskommunikation W&N.

Als Logistik-Entwickler präsentierte sich Garbe aus Hamburg mit eigenem Stand – wegen des „spannenden Networkings unserer Kollegen im letzten Jahr“, so Jan Dietrich Hempel, Geschäftsführer von Garbe Industrial. Er ist zufrieden mit den Messetagen und hebt den „ausgezeichneten organisatorischen Rahmen“ der Veranstaltung hervor. Für eine wirklich überregionale Ausstrahlung fehle zwar noch ein Entwicklungsschritt, aber er gehe davon aus, dass dies demnächst gelingt.