MIPIM 2023 – Verhalten, aber optimistisch

Welche Erkenntnisse lässt die MIPIM 2023 zur aktuellen Lage für Projektentwickler zu? Das wollte unser Autor Martin W. Hoffmann auf der diesjährigen Mipim von Dr. Andreas Muschter (Frics), CEO des Projektentwicklers Edge, wissen.
Dr. Andreas Muschter FRICS, CEO DACH Edge
©Edge Techologies
Dr. Andeas Muschter, CEO DACH Edge

Wie war allgemein die Stimmung auf der MIPIM? Gibt es mehr Gewissheit als im letzten Jahr?

Ich habe die Stimmung als eine Verunsicherung wahrgenommen, also keine Niedergeschlagenheit oder gar Panik. Die aktuellen Nachrichten über die Pleite der Silicon Valley Bank und die Schwierigkeiten der Crédit Suisse haben natürlich dazu auch ihren Beitrag geleistet. Sehr ungewöhnlich war auch, dass im Grunde keine Gespräche über konkrete Deals stattfanden. Der Grund dafür liegt darin, dass weiterhin die Preise von Angebots- und Nachfrageseite zu weit auseinanderliegen.

Was waren die Themen, über die alle gesprochen haben?

Was ich eben erwähnte, waren aus meiner Sicht die großen Themen in diesem Jahr. Also, der Mangel an Transaktionen und das Thema Banken. Die Finanzierungsbereitschaft ist ohnehin schon auf einem niedrigen Niveau und nun müssen die Banken aufgrund der aktuellen Lage noch mehr Liquidität vorhalten, was sich unmittelbar negativ auf die Finanzierungsbereitschaft auswirkt. Da Projektentwicklung in der Regel nicht ohne Banken geht, sehe ich hier ein wesentliches Moment für den gegenwärtigen Stillstand.

Was sind aus heutiger Sicht realistische Marktentwicklungen und welche Stellschrauben sehen Sie?

Meiner Meinung nach wird die erforderliche Rendite von Core-Immobilien künftig wieder zwischen 4-6 Prozent liegen müssen, um ausreichend Investoren zu finden. Denn klar ist, dass Immobilien-Anlage-Produkte wesentlich mehr Konkurrenz bekommen haben als noch vor 18 Monaten. Damit Transaktionen wieder möglich werden, wird es also zu erheblichen Preisanpassungen kommen müssen und das heißt, dass viele Marktteilnehmer Geld verlieren bzw. Renditeträume platzen werden. Diesen Umstand haben die Zentralbanken mit der rapiden Zinswende billigend in Kauf genommen. Je schneller wir das akzeptieren, um so schneller werden wir aus dieser herausfordernden Phase wieder rauskommen. Gegenwärtig sind für eine Finanzierung Vorvermietungen von 30-50% erforderlich, vorausgesetzt wir reden hier besser nicht von mehr als 20.000 BGF Office und Volumina unter EUR 100 Mio. Sich auf Seite der Banken das Risiko durch Konsortien oder Syndizierungen zu teilen, wäre aus meiner Sicht für Projektentwickler ein sinnvoller Ansatz.

Worauf wird sich Edge im deutschsprachigen Raum in den nächsten 6 Monaten konzentrieren?

Ich werde meinen Fokus darauf richten, in den kommenden Monaten die Nischen zu identifizieren und die Objekte, wo Geschäft möglich ist. Die Menschen dafür zu finden, mit ihnen sinnvolle Transaktionsstrukturen zu entwickeln, sei es in zum Beispiel Joint Ventures oder über Earn Out-Vereinbarungen. Eins werde ich gewiss nicht tun, das wäre abwarten. Also: Nicht reden, sondern machen.