Mes­se­hal­le Frank­furt – Mon­ta­ge in höchs­ten Höhen

Max Bögl rea­li­sier­te in ARGE mit Züb­lin und Engie eine 30 m hohe Mes­se­hal­le mit Fer­tig­bau­tei­len und rund 142.000 m2 BGF, die Bau­zeit für das Groß­pro­jekt lag bei nur zwei Jah­ren. Inner­halb der Arbeits­ge­mein­schaft (ARGE) mit Züb­lin und Engie (TGA) ver­ant­wor­tete Max Bögl als tech­ni­scher Feder­füh­rer die schlüs­sel­fer­ti­ge Erstel­lung. Pro­jekt­lei­ter Dipl.-Ing. Georg Augs­dör­fer im Inter­view.
Dipl.-Ing. Georg Augs­dör­fer, Max Bögl AG
©Fir­men­grup­pe Max Bögl/Henning Kreft
Dipl.-Ing. Georg Augs­dör­fer ist Pro­jekt­lei­ter der Max Bögl Bau­ser­vice GmbH & Co. KG.

Herr Augs­dör­fer, wel­che beson­de­re tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung stell­te das Pro­jekt an Sie und Ihre Part­ner?

Die vor­ge­ge­be­ne kur­ze Bau­zeit. Die Mes­se­hal­le mit sehr hohen tech­ni­schen Anfor­de­run­gen war inner­halb von nur zwei Jah­ren fer­tig­zu­stel­len. In die­sem ohne­hin knap­pen Zeit­rah­men muss­te auch die voll­stän­di­ge Aus­füh­rungs­pla­nung gemäß HOAI Lph. 5 von der ARGE Bögl-Züb­lin-Engie erstellt sowie gewer­ke-über­grei­fend koor­di­niert und mit dem Bau­herrn und des­sen Bau­über­wa­chung abge­stimmt wer­den. Die Plä­ne haben wir zuguns­ten einer zügi­gen und siche­ren Bear­bei­tung in eine 3D-Pla­nung über­tra­gen. So konn­ten wir die kom­ple­xen Gebäu­de­geo­me­trien und räum­li­chen Trag­wer­ke visua­li­sie­ren und wesent­lich effi­zi­en­ter umset­zen als mit den vor­lie­gen­den 2D-Plä­nen.

Wodurch haben Sie am meis­ten Zeit ein­ge­spart?

Drei Din­ge: durch die über­wie­gen­de Arbeit mit Fer­tig­bau­tei­len, durch Grün­dung einer ARGE und eine sehr kla­re Team­or­ga­ni­sa­ti­on – bei einem rie­si­gen Füh­rungs­team, unter dem bis zu 800 Bau­leu­te gleich­zei­tig gear­bei­tet haben, war das beson­ders wich­tig. Die ARGE hat hohe Kapa­zi­tä­ten sicher­ge­stellt und zudem die TGA über die Spe­zia­lis­ten von Engie ver­läss­lich abge­deckt. Für den Bau­herrn war die Gebäu­de­tech­nik ein ent­schei­den­des The­ma: zum einen, weil es zu gra­vie­ren­den Pro­ble­men kommt, wenn im Betrieb die Haus­tech­nik der Mes­se­hal­le nicht ordent­lich funk­tio­niert – schließ­lich kann spä­ter nicht mehr viel geän­dert wer­den. Zum ande­ren sind Tech­nik­be­darf und Geneh­mi­gungs­an­for­de­run­gen bei einer Mes­se­hal­le gene­rell so hoch, dass es umso wich­ti­ger ist, den Leis­tungs- und Kos­ten­an­teil der TGA – bekannt­lich ca. 30 bis 40 % der gesam­ten Bau­sum­me – sehr gut abzu­si­chern.

Wie hat sich die Arbeit mit Fer­tig­tei­len aus­ge­wirkt und wor­auf ist dabei zu ach­ten?

Der Ein­satz von Fer­tig­tei­len beschleu­nigt den Bau­pro­zess, weil die ein­zel­nen Ele­men­te bereits im Werk vor­pro­du­ziert und bedarfs­ge­recht gelie­fert wer­den. 15 Tage vor dem gewünsch­ten Lie­fer­ter­min wird der Her­stel­ler infor­miert, damit er mit den ent­spre­chen­den Bau­tei­len in die Pro­duk­ti­on gehen und auf den Punkt lie­fern kann. Bei unse­rem Pro­jekt wur­den allei­ne für die Hal­len­zwi­schen­de­cke jede Woche etwa 1.500 m2 Decken her­ge­stellt und ver­legt. Anders als bei Ort­be­ton­lö­sun­gen hat man dabei kei­ne Scha­lungs- und Aus­här­te­zei­ten zu beach­ten oder auf­wen­di­ge Beweh­rungs­ar­bei­ten zu leis­ten. Hin­zu kommt, dass die Ober­flä­chen ober­flä­chen­fer­tig sind und somit eine hohe Qua­li­tät auf­wei­sen. Zu beach­ten ist bei Fer­tig­tei­len aller­dings, dass der Lie­fe­rung eine sehr genaue Pla­nung und Bau­stel­len­lo­gis­tik vor­aus­ge­hen muss, damit ein rei­bungs­lo­ser Ein­bau gewähr­leis­tet ist. Das nimmt zwar eini­ge Zeit der Vor­be­rei­tung in Anspruch, dafür läuft spä­ter aber alles „wie am Schnür­chen“.

Was war für Sie das Beson­de­re an die­sem Pro­jekt?

Die sehr enge und effek­ti­ve Zusam­men­ar­beit in der Arbeits­ge­mein­schaft Bögl-Züb­lin-Engie. Die gesam­te Bau­lei­tung mit bis zu 60 Per­so­nen in der Bau- und Pro­jekt­lei­tung hat über die zwei Jah­re Bau­zeit sehr har­mo­nisch zusam­men­ge­ar­bei­tet. Um zügi­ge und ver­läss­li­che Arbeits­ab­läu­fe zu gewähr­leis­ten, haben wir das Team in vier zen­tra­le Fach­be­rei­che mit Teil­pro­jek­ten unter­glie­dert: Roh­bau, Dach und Fas­sa­de, TGA sowie Innen­aus­bau.

Gab es ein Pro­blem, das alle betrof­fen hat?

Ja, die gro­ßen Abmes­sun­gen aller Bau­tei­le und die Mon­ta­ge­hö­hen waren für alle Betei­lig­ten eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung. So muss­ten etwa Stahl­be­ton-Fer­tig­tei­le mit enor­men Abmes­sun­gen und bis zu 110 t. Ein­zel­ge­wicht her­ge­stellt, mit Son­der­trans­por­ten zur Bau­stel­le gelie­fert und dann mit meh­re­ren Schwer­last­krä­nen mon­tiert wer­den. Auch räum­li­che Trag­wer­ke aus Stahl- und Leim­holz­bau­tei­len sind in Höhen von bis zu 30 m mon­tiert wor­den, ein Vor­gang, der noch dazu höchs­te Genau­ig­keit erfor­dert. So auch die Fas­sa­den: Die kom­plet­te Stahl-Glas-Fas­sa­de, die zum Teil am Dach­trag­werk auf­ge­hängt ist sowie die Blech­fas­sa­de – aus­ge­stat­tet mit auf­wän­di­gen Alu­mi­ni­um-Rau­ten­ver­klei­dun­gen – konn­ten nur mit Ein­satz von Mon­ta­ge­krä­nen und einer hohen Anzahl ver­schie­dens­ter Mon­ta­ge­büh­nen rea­li­siert wer­den. Auch im Gebäu­de erfolg­ten sämt­li­che Mon­ta­gen in Geschoß­hö­hen von 6 – 14 m. Dies war fast über­all nur mit­tels Hub­stei­ger­ein­satz mög­lich und kos­te­te daher umso mehr Zeit und Per­so­nal­ein­satz.

Wel­ches Fazit zie­hen Sie aus die­sem Pro­jekt?

Dass kom­ple­xe Groß­bau­vor­ha­ben wie die­ses wei­test­ge­hend im Vor­feld der Bau­aus­füh­rung „ste­hen“ müs­sen, also schon in der Aus­füh­rungs­pla­nung fest defi­niert sein soll­ten. Sonst las­sen sich die viel­fäl­ti­gen Anfor­de­run­gen nicht zeit- und kos­ten­ge­recht umset­zen, etwa höchs­te Aus­rüs­tungs­stan­dards zuguns­ten moderns­ter Gebäu­de­tech­nik oder die stren­gen Vor­ga­ben für Ver­samm­lungs­stät­ten. Ins­be­son­de­re benö­tigt die not­wen­di­ge 3D-Pla­nung einen aus­rei­chend zeit­li­chen Vor­lauf zum Bau­be­ginn. Am bes­ten, wir erhal­ten vom Archi­tek­ten oder Pla­ner die fer­ti­gen Ent­wurfs­plä­ne gleich in 3D, damit wir die­se nur anpas­sen und in unse­re Ablauf­pla­nung inte­grie­ren kön­nen – anstatt alles digi­tal neu auf­zu­set­zen. Dann kön­nen wir direkt durch­star­ten und dabei noch kos­ten­ef­fi­zi­en­ter sein.

Gibt es aus Ihrer Per­spek­ti­ve etwas, das Sie als Tipp wei­ter­ge­ben möch­ten?

Die inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on bei einem Groß­pro­jekt mit sehr vie­len Betei­lig­ten ist immer eine Her­aus­for­de­rung. Beson­ders wich­tig ist des­halb eine früh­zei­ti­ge und umfas­sen­de Abstim­mung der ver­schie­dens­ten Pro­zes­se. Dazu braucht es neben einer sinn­vol­len Team­bil­dung und Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur nach mei­ner Erfah­rung einen wirk­lich arbeits­täg­li­chen Dia­log und Infor­ma­ti­ons­aus­tausch.

Max Bögl rea­li­sier­te in ARGE mit Züb­lin und Engie eine 30 m hohe Mes­se­hal­le mit Fer­tig­bau­tei­len und rund 142.000 m2 BGF, die Bau­zeit für das Groß­pro­jekt lag bei nur zwei Jah­ren. …